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Heroinproben im Kanton Bern stark gestreckt – Kokain meistgetestete Substanz

Der Auswertungsbericht 2024 von CONTACT Nightlife zeigt: Heroinproben im Kanton Bern sind stark gestreckt und Kokain war einmal mehr die meistgetestete Substanz.

Der Wirkstoffgehalt in Heroinproben war 2024 sehr tief.

Drug Checking mindert Konsumrisiken

Der Auswertungsbericht 2024 von CONTACT Nightlife zeigt: Heroinproben im Kanton Bern sind stark gestreckt und enthalten im Durchschnitt sehr wenig Wirkstoff. Zwar wurden bislang keine hochpotenten synthetischen Opioide nachgewiesen – doch der tiefe Heroingehalt erhöht das Risiko, dass solche gefährlichen Substanzen künftig beigemischt werden.

Am häufigsten wird weiterhin Kokain getestet, während die Zahl der Ketaminproben seit Jahren kontinuierlich ansteigt.

Vergleichsweise viele Heroinproben für engmaschiges Monitoring

Im Jahr 2024 wurden in den stationären Drug-Checking-Angeboten sowie in den Anlaufstellen von CONTACT insgesamt 107 Heroinproben analysiert – eine im schweizweiten Vergleich aussergewöhnlich hohe Zahl. Der durchschnittliche Wirkstoffgehalt lag dabei bei lediglich 21.2 Prozent. Besonders häufig wurden die Streckmittel Paracetamol, Koffein und Morphin nachgewiesen. Es besteht die Gefahr, dass in Zukunft, wie in anderen europäischen Ländern hochpotente synthetische Opioide wie Fentanyl oder Nitazene beigemischt werden könnten – Substanzen, die schon in kleinsten Mengen lebensgefährlich wirken. Diese gefährlichen Streckmittel können nur mittels Drug Checking zuverlässig erkannt werden.

CONTACT nimmt bereits seit mehreren Jahren direkt in der Berner Anlaufstelle Heroinproben entgegen. Dadurch lassen sich potenziell gefährliche Entwicklungen frühzeitig erkennen und die Zusammensetzung kontinuierlich überwachen – insbesondere im Hinblick auf hochpotente synthetische Opioide. Die Stiftung beobachtet die Situation weiterhin aufmerksam und verfolgt das Ziel, künftig noch mehr Heroinproben zu analysieren.

Kokain weiterhin meistgeteste Substanz

Wie die Auswertung zeigt, war Kokain auch 2024 wiederum die mit Abstand am häufigsten getestete Substanz bei CONTACT Nightlife – vor Cannabis, MDMA und Amphetamin. Seit 2019 hat sich der Abstand gegenüber den anderen Substanzen kontinuierlich vergrössert. Mittlerweile ist Kokain nicht nur in den stationären Angeboten, sondern auch bei den mobilen Einsätzen die meistgetestete Substanz und hat damit MDMA abgelöst.

Erstmals seit mehreren Jahren ist der durchschnittliche Wirkstoffgehalt leicht gesunken und liegt neu bei knapp 81 %. Auffällig ist zudem, dass mehr als ein Drittel der untersuchten Proben gestreckt war. Besonders häufig kamen dabei Lokalanästhetika wie Procain, Tetracain oder Lidocain zum Einsatz; in rund jeder zehnten Probe fand sich ausserdem das tiermedizinische Entwurmungsmittel Levamisol. Von allen Streckmitteln geht ein zusätzliches Gesundheitsrisiko aus.

Starke Zunahme von Ketaminproben – viele Falschdeklarationen

Ein weiterer Trend, den die Auswertung aufzeigt, ist die stetige Zunahme von Ketaminproben. 2024 wurden insgesamt 68 Proben abgegeben – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2021, als es nur 22 Proben waren, und auch mehr als im Vorjahr (55 Proben). Das synthetische Narkosemittel scheint immer beliebter zu werden. In geringen Dosierungen wirkt Ketamin ähnlich wie Alkohol: enthemmend, entspannend und leicht euphorisierend. Bei hohen Dosen kann es jedoch zu einer kompletten Loslösung vom eigenen Körper oder Verschmelzen mit der Umgebung führen, sowie zu einer Unfähigkeit, sich zu bewegen oder zu kommunizieren. Die analysierten Proben wiesen einen sehr hohen durchschnittlichen Wirkstoffgehalt von 97 Prozent auf.

Bei 45 % aller Proben wurde aufgrund der Analysenergebnisse eine besondere Warnung oder eine Vorsichtsbotschaft an die Konsument*innen ausgesprochen. In 2.9 % der Fälle war der Hauptwirkstoff falsch deklariert – auch wenn dieser Anteil leicht unter dem Vorjahr liegt, bleibt er aus Sicht der Schadensminderung besorgniserregend. Denn bei einer falschen Deklaration können unerwartete Wirkungen auftreten, die ein erhöhtes Risiko für die Konsumierenden darstellen.

Analysiert wurden insgesamt 1698 Proben, die im Jahr 2024 an den Standorten Bern und Biel abgegeben worden sind. Mit Ausnahme der Cannabisproben wurden die Analysen im Pharmazeutischen Kontrolllabor des Kantons Bern durchgeführt.

 

Weitere Details, Zahlen und Grafiken finden sich im Auswertungsbericht 2024.

Mehr Informationen zum Drug-Checking-Angebot von CONTACT Nightlife gibt es hier.

Hier gibt es Informationen zu den anderen schadensmindernden Angeboten von CONTACT Stiftung für Suchthilfe.

 

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