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Tabak- und Nikotinprodukte

Substanz

Nikotin ist ein starkes Nervengift und ein natürlicher Bestandteil der Tabakpflanze sowie anderer Nachtschattengewächse. Aufgrund der starken insektiziden Wirkung wurden das Molekül und seine Derivate als Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Nikotin kann von Menschen über die Lunge sowie über die Haut und die Schleimhäute aufgenommen werden.

Nikotin bindet sich an die nikotinischen Acetylcholinrezeptoren (n-ACh). Durch diese Bindung wird unter anderem Dopamin ausgeschüttet. Dies führt zu einer Stimulation des Belohnungszentrums und löst Wohlbefinden aus. Nach wiederholtem Konsum bildet sich eine Toleranz. Es benötigt immer mehr Nikotin, um alle Rezeptoren zu besetzen und Entzugserscheinungen zu verhindern. Ist eine bestimmte Menge an Nikotinrezeptoren unterbesetzt, wird ein Stresshormon freigesetzt, das Reizbarkeit, Antriebslosigkeit, Bedrücktheit sowie innere Unruhe auslöst. Solche Entzugssymptome können innerhalb weniger Stunden nach dem letzten Konsum auftreten. Weitere Symptome des Entzugs können Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten sein. Nikotin ist eine Substanz mit hohem Suchtpotential.

Nikotin wirkt stimulierend und euphorisierend; es mildert Hunger-, Angst- und Stressgefühle. Es bewirkt vorübergehend erhöhte Aufmerksamkeit und gesteigerte Gedächtnisleistung. Dieser Effekt geht aber bei regelmässigem Konsum verloren.

In hoher Dosis ist Nikotin toxisch und kann zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, übermässigem Speichelfluss, Atembeschwerden, Blutdruckanstieg und erhöhter Herzfrequenz (Tachykardie) führen. Im Falle einer Überdosierung können Ohnmacht, Atemversagen, Kreislaufkollaps und Krämpfe auftreten. Im Extremfall kann eine Überdosierung tödlich enden. Besonders bei einer unerwünschten Einnahme durch kleine Kinder sollte man reagieren (Tox Info Suisse / 145).

Zigaretten

Tabak enthält über 3500 Inhaltsstoffe, darunter mehrere krebserregende Bestandteile. Der Hauptwirkstoff ist Nikotin. Begleitstoffe im Zigarettenrauch sind Teer (sorgt für den Geschmack), Kohlenmonoxid, Benzol, Cadmium, Nitrosamine, Cyanwasserstoff, Stickstoff, Blausäure etc.

> Dosierung

Unterschiedlich je nach Tabak, der verwendet wird. Industrielle Zigaretten enthalten durchschnittlich ca. 10 mg Nikotin. Weniger als ein Drittel des Nikotins in der Zigarette wird vom Körper aufgenommen.

> Wirkung

Siehe Nikotin.
Die Freisetzung von Nikotin erfolgt sofort beim Anzünden der Zigarette. Nikotin gelangt, gebunden an Teerteilchen, zuerst in die Lunge und von dort ins Blut. Nach wenigen Sekunden erreichen die Nikotinmoleküle das Gehirn. Das Flash-Gefühl verschwindet nach einigen Minuten.

> Risiken und Nebenwirkungen

Verringerung der Sauerstoffmenge im Blut, Einschränkung des Geruchs- und Geschmackssinns, Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz, vermehrte Freisetzung von Adrenalin und erhöhte Aktivität des Magen-Darm-Traktes.
Meist bei Erstkonsum oder Konsum nach Abstinenz: Blutdruckabfall, Übelkeit/Brechreiz und Schwindel.

> Langzeitrisiken

Die Begleitstoffe des Tabakrauchs – nicht das Nikotin selbst– sind in erster Linie verantwortlich für die bekannten gesundheitlichen Folgen des Rauchens, u. a. erhöhtes Risiko für Herz- und Lungenerkrankungen (Asthma, chronische Bronchitis, Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombose, Lungenkrebs), Schädigung der Magenschleimhaut (Gefahr von Magengeschwüren). Gemäss Studien sterben ca. 50 % der Raucher*innen frühzeitig an den Folgen ihres Tabakkonsums. Das Risiko für Lungenkrebs ist im Gegensatz zu Nichtraucher*innen um das 20- bis 30-fache erhöht.

Entzugserscheinungen sind Depressionen, Angstgefühle, Unruhe und Schlaflosigkeit. Infolge des Rauchstopps kann eine Gewichtszunahme entstehen. Die Einnahme von manchen Medikamenten (z.B. Antibabypille) in Kombination mit Tabakkonsum beeinträchtigt die Durchblutung (Thrombosegefahr!). Personen mit Herz-Kreislaufproblemen, Lungen- und Atembeschwerden (Asthma, chronische Bronchitis) gehen beim Tabakkonsum ein erhöhtes Risiko ein. Beim Wechsel zu einer tabakfreien Alternative (siehe E-Zigaretten oder tabakfreien Snus) könnten manche dieser Risiken reduziert werden.

 

E-Zigaretten

E-Zigaretten «Vaporizers» sind elektrische Verdampfer, welche eine Flüssigkeit (e-Liquid) erhitzen. Der Dampf kann eingeatmet werden. E-Zigaretten enthalten keinen Tabak, sondern einen Nikotin-Extrakt (Nikotin-Base) oder einen Nikotin-Salz (gebundenes Nikotin / Nikotin-Säure). Es existieren auch Liquids ohne Nikotin. Die e-Liquids sind in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. Nebst Nikotin sind Aromastoffe, Propylenglykol und/oder Glyzerin die Hauptbestandteile.

> Dosierung

Nikotinhaltige e-Liquids gibt es mit unterschiedlichem Nikotingehalt (normalerweise 0 – 20 mg/ml – EU-Recht: Max. 20 mg/ml)

> Wirkung

Die Wirkung und Wirkdauer ist abhängig vom Nikotingehalt und vom Konsumverhalten. Siehe Nikotin.

> Risiken und Nebenwirkungen

Ungewollte Wirkungen können beispielsweise Reizungen der Atemwege, sehr selten allergische Reaktionen oder Entzündungen sein. Beim Erhitzen (Pyrolyse) von e-Liquids – auch diejenigen ohne Nikotin – entstehen Substanzen, die als potenziell toxisch und krebserregend gelten. Manche Aromastoffe, die als Lebensmittelzusatzstoffe unbedenklich sind, könnten eine schädliche Wirkung haben, wenn sie inhaliert werden. In der EU sind Aromas in e-Liquids reguliert.
Im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten scheint das Gesundheitsrisiko gemäss aktuellen Studien kleiner zu sein. Wissenschaftliche Forschungen gibt es vor allem zur Kurzzeitanwendung, weniger zu den Langzeitfolgen. E-Zigaretten können für manche Personen bei der Rauchentwöhnung eine Stütze darstellen.

 

Tabak-Erhitzer

Bei nikotinhaltigen Tabakprodukten zum Erhitzen handelt es sich meist um Röllchen mit Tabak, die in einem Gerät (z.B. IQOS®) auf ca. 350° erhitzt werden. Es wird nicht wie bei den e-Zigaretten eine Flüssigkeit verdampft, sondern Tabak. Der dabei entstehende Tabakdampf wird eingeatmet.

> Dosierung

Tabakerhitzer setzen etwas weniger Nikotin frei als klassische Zigaretten.

> Wirkung

Siehe Nikotin. Die Wirkung des Nikotins tritt bei dieser Konsumform innerhalb weniger Sekunden ein. Das Flash-Gefühl verschwindet nach einigen Minuten.

> Risiken und Nebenwirkungen

Es handelt sich um Tabakprodukte, die ähnlich den Tabakzigaretten toxische und krebserregende Inhaltsstoffe freisetzen. Tabakerhitzer werden als weniger schädlich als Zigaretten verkauft, da eine Erhitzung aber keine Verbrennung stattfindet. Diese Aussage ist umstritten, weil durch den Erhitzungsprozess (Pyrolyse, Verkohlung) auch schädliche Stoffe eingeatmet werden. Die Gesundheitsgefährdung durch Tabakerhitzer gilt als geringer als bei Zigaretten und höher als bei E-Zigaretten (Vaporizers). Allgemein gibt es wenige unabhängige wissenschaftliche Studien zu den Langzeitfolgen.

 

Snus

Snus besteht aus feinem Tabakpulver, welches meist in kleinen Beutelchen erhältlich ist. Dazu enthalten solche Beutel in der Regel Kochsalz (NaCl), Natriumkarbonat (E500 / Backpulver), Feuchthaltemittel (z.B. E1520 / Propylenglykol) und Aromen. Die Beutel werden unter die Ober- oder die Unterlippe gelegt. Das Nikotin und andere Schadstoffe werden dann über die Schleimhäute aufgenommen.
Es ist auch tabakfreier Snus («white Snus») erhältlich. Diese sogenannten «Nikotinbeutel» bestehen aus Trägerstoff (Zellstoff), Stärke, Nikotinsalzen und Aromen. Mit dem Verzicht auf Tabak geht man davon aus, dass diese Produkte weniger Schädigungspotenzial haben als ihre traditionellen Vorgänger.

> Dosierung

Snus ist mit unterschiedlich hohen Nikotingehalten erwerbbar. Das Spektrum reicht von 0 mg/g bis 40 mg/g. 8 mg/g wird oft als «normal» verkauft und 40 mg/g als sehr stark. Es werden ca. 10 – 20 % des Nikotins vom Körper aufgenommen. Die Wirkung des Snus wird nebst dem Nikotingehalt noch von weiteren Faktoren beeinflusst, zum Beispiel von der Feuchtigkeit des Tabaks.

> Wirkung

Wie bei anderen Nikotinprodukten erleben Konsument*innen Wirkungen wie kurzzeitige Steigerung der Konzentration, Senkung der Nervosität, steigende Energie. Die Herzfrequenz steigt an. Ungewohnte Konsumierende erleben oft unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Blässe und Kopfschmerzen. Die Wirkung setzt nach kurzer Zeit ein – etwas langsamer als beim Rauchen (nach ca. einer Minute). Snus wird normalerweise für 15 – 60 Minuten im Mund behalten. Danach lässt die Wirkung allmählich nach.

> Risiken und Nebenwirkungen

Snusprodukte mit Tabak enthalten krebserregende Stoffe, welche Krebs im Mundbereich und der Bauchspeicheldrüse begünstigen können. Weiter sind eine Schädigung des Zahnfleisches sowie Entzündungen der Mundschleimhaut möglich. Regelmässiger Konsum kann zur Verfärbung von Zähnen und Zahnfleisch führen. Tabakfreier Snus kann eine risikoärmere Alternative sein.

 

Schnupftabak

Schnupftabak ist eine Mischung aus pulverisiertem, fermentiertem Tabak und Aromastoffen, die nasal konsumiert wird.

> Dosierung

Nikotin wird über die Nasenschleimhaut gut aufgenommen. Mit bereits geringen Mengen an Schnupftabak kann im Blut eine ähnlich hohe Konzentration an Nikotin festgestellt werden wie beim Konsum einer Zigarette.

> Wirkung

Analog zu anderen Nikotinprodukten hat Schnupftabak stimulierende und entspannende Effekte.

> Risiken und Nebenwirkungen

Das Schnupfen kann Schwindel, leichte Benommenheit und Übelkeit herbeiführen.
Schnupftabak setzt gemäss Untersuchungen weniger Schadstoffe frei als es bei der Verbrennung von Tabak (z.B. Zigaretten) geschieht. Regelmässiges Konsumieren von Schnupftabak kann aber die Nasenschleimhaut schädigen und zu verstopfter Nase, Entzündung oder Schleimhautveränderung führen.

 

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